Erwerbstätigkeit: Teilzeit
Teilzeitarbeit auf dem Vormarsch
Teilzeitarbeit wird immer bedeutender. Fast 30 % der erwerbstätigen Thurgauer Bevölkerung zwischen 15 und 64 Jahren arbeiteten 2015/2017 in einem Teilzeitpensum. Vor gut 30 Jahren waren es erst 17 % gewesen. Als "Teilzeit" gilt ein Pensum von weniger als 90 Prozent.
Diese Erkenntnisse basieren auf der Strukturerhebung des BFS, wobei die Stichproben der befragten Personen über die drei Jahre 2015, 2016 und 2017 zusammengelegt und auf die Bevölkerung des Kantons Thurgau hochgerechnet worden sind. Die Zusammenlegung der Stichproben über mehrere Jahre ermöglicht genauere und vielfältigere Aussagen.
Dass Teilzeitarbeit so stark zugenommen hat, hängt mit der häufigeren Erwerbstätigkeit der Frauen zusammen (mehr zum Thema Erwerbstätige, Erwerbsquoten). Heute sind rund drei von vier Frauen berufstätig, deutlich mehr als früher (2015/2017: 74 %, 1990: 59 %). Von den berufstätigen Thurgauerinnen arbeitet jedoch gut die Hälfte Teilzeit. 1990 gingen erst 40 % der erwerbstätigen Frauen einem Teilzeiterwerb nach.
Auch Thurgauer Männer sind heute öfter in einem Teilzeitpensum tätig als noch in den 1990er-Jahren (3 %). 2015/2017 arbeitete fast jeder zehnte Mann Teilzeit. Damit ist Teilzeitarbeit bei den Männern aber nach wie vor deutlich weniger verbreitet als bei den Frauen.
Auch in den letzten paar Jahren hat Teilzeitarbeit nochmals leicht zugenommen (2015/2017: 29 %, 2010/2012: 28 %). Dabei zeigt sich sowohl bei den Frauen als auch bei den Männern ein leichter Trend zu einem hohen Teilzeitpensum (70–89 Prozent) anstelle einer Vollzeiterwerbstätigkeit.
Frauen senken mit 30 ihr Arbeitspensum, während Männer eher aufstocken
Vor allem Frauen über 30 arbeiten verbreitet Teilzeit. Fast die Hälfte der 30- bis 34-jährigen Thurgauerinnen war 2015/2017 in einem Teilzeitpensum tätig. Bei den über 35-Jährigen lag der Anteil der Teilzeiterwerbstätigen gar bei rund 65 %. Dass Frauen in diesem Alter häufig in Teilzeitpensen tätig sind, hängt vor allem mit der Familiengründung zusammen: Heute bekommt eine Frau ihr erstes Kind im Durchschnitt mit knapp 30 Jahren (mehr zum Thema Geburten, Todesfälle).
Bei den unter 30-jährigen Frauen ist Teilzeitarbeit deutlich weniger verbreitet.
Bei den Männern sind es eher die jüngeren und die ältesten Erwerbstätigen, die Teilzeit arbeiten. Bei den unter 30-Jährigen war 2015/2017 jeder zehnte erwerbstätige Mann in einem Teilzeitpensum tätig. Dies dürfte damit zusammenhängen, dass junge Menschen in diesem Alter oft noch in der Ausbildung sind (mehr zum Thema Ausbildung).
Auch Männer, die kurz vor der Pensionierung stehen, gehen öfter einem Teilzeiterwerb nach. Dagegen arbeiten Männer in der Lebensphase, in der üblicherweise Kinder zu betreuen sind, seltener Teilzeit.
In den letzten Jahrzehnten hat sich der Anteil Teilzeiterwerbstätiger über fast alle Altersklassen erhöht – sowohl bei den Männern als auch bei den Frauen. Einzig bei den Frauen zwischen 25 und 34 Jahren blieb er in etwa konstant.
Frauen mit Hochschulabschluss arbeiten weniger oft Teilzeit als Frauen mit einer Berufslehre
In Bezug auf das Bildungsniveau zeigen sich deutliche Unterschiede beim Arbeitspensum – zumindest bei den Frauen. Bei ihnen ist das Bildungsniveau ein entscheidender Faktor für den Umfang der Erwerbstätigkeit. Nicht so bei den Männern: Bei ihnen kommt Teilzeitarbeit unabhängig vom Bildungsabschluss gleich oft vor.
Erwerbstätige Frauen mit einem Abschulss auf Stufe Hochschule, Fachhochschule oder höherer Fach- und Berufsbildung (Tertiärstufe) arbeiteten 2015/2017 deutlich weniger häufig in einem Teilzeitpensum (51 %) als Frauen ohne nachobligatorische Schulbildung (60 %) resp. Frauen mit einer abgeschlossenen Berufsbildung oder einem Mittelschulabschluss (63 %). Zwar reduzieren auch Frauen mit einem Abschluss auf Tertiärstufe nach der Geburt von Kindern ihr Pensum (darauf deutet der Anstieg der Teilzeitquote ab einem Alter von etwa 35 Jahren hin). Sind die Kinder älter, scheinen sie jedoch häufiger wieder auf ein Vollzeitpensum aufzustocken.
Im Vergleich zu 1990 ist der Anteil Teilzeitarbeitender bei den Frauen ohne nachobligatorische Schulbildung bzw. mit einem Abschluss auf Sekundarstufe II deutlich gestiegen, bei Frauen mit einem Abschluss auf Tertiärstufe blieb er dagegen unverändert.
Kaderleute sind seltener in einem Teilzeitpensum tätig
Wer eine Kaderposition innehat, arbeitet meist Vollzeit. Nur 4 % des männlichen Kaders zwischen 15 und 64 Jahren arbeitete 2015/2017 in einem Teilzeitpensum; bei den Männern ohne Kaderfunktion waren es mehr als doppelt so viele (11 %). Auch bei den Frauen ist der Unterschied erheblich. Von den Kaderfrauen arbeiteten 37 % in einem Teilzeitpensum – deutlich weniger als bei den Frauen ohne Kaderfunktion (57 %).
Zudem haben Kaderfrauen, die Teilzeit arbeiten, öfter ein hohes Pensum als Frauen ohne Kaderfunktion. So arbeiteten 42 % der teilzeitarbeitenden Frauen mit Kaderfunktion in einem Pensum von 70 bis 89 Prozent. Von den teilzeitarbeitenden Frauen ohne Kaderfunktion hatte nur knapp jede Vierte ein so hohes Teilzeitpensum.
Der Anteil an tiefen Arbeitspensen bleibt unverändert
Kleine Arbeitspensen sind bei Frauen nach wie vor verbreitet. Knapp ein Viertel der erwerbstätigen Thurgauerinnen arbeitete im Schnitt der Jahre 2015/2017 weniger als 50 Prozent. Dieser Anteil hat sich seit 2010/2012 nicht verändert.
Die Schweizerische Arbeitskräfteerhebung (SAKE) erlaubt, dieses Viertel genauer zu betrachten: Der Grossteil der berufstätigen Thurgauerinnen mit einem kleinen Arbeitspensum arbeitet zwischen 20 und 49 Prozent (2018: 22 % aller erwerbstätigen Frauen), nur 5 % der erwerbstätigen Frauen sind in einem Pensum von weniger als 20 Prozent tätig.
Vor allem Frauen mit Kindern unter 15 Jahren arbeiten weniger als 50 Prozent
Es sind vor allem Frauen mit Kindern, die in kleinen Pensen arbeiten. Von den berufstätigen Thurgauer Frauen mit Kindern unter 15 Jahren arbeitete 2018 knapp die Hälfte zu einem Pensum von weniger als 50 Prozent. Frauen mit älteren Kindern oder ohne Kinder arbeiten dagegen mehrheitlich Vollzeit oder zumindest in einem hohen Teilzeitpensum. Lediglich jede fünfte Frau ohne Kinder unter 15 Jahren arbeitete weniger als 50 Prozent.
Männer sind dagegen unabhängig von der Familiensituation überwiegend in einem Vollzeitpensum beschäftigt, solche mit Kindern unter 15 Jahren im Haushalt (91 %) tendenziell noch etwas häufiger als solche ohne Kinder unter 15 Jahren (84 %).
Daten und weitere Informationen
Daten
Ebene Kanton
Über 3 Jahre zusammengefasste Daten (2010/2012, 2015/2017)
Erwerbstätige Bevölkerung nach Arbeitspensum und Geschlecht, 2010/12 und 2015/17
Erwerbstätige Bevölkerung nach Arbeitspensum, Alter und Geschlecht, 2010/12 und 2015/17
Erwerbstätige Bevölkerung nach Arbeitspensum, höchster abgeschlossener Ausbildung und Geschlecht, 2010/12 und 2015/17
Erwerbstätige Bevölkerung nach Arbeitspensum, beruflicher Stellung und Geschlecht, 2010/12 und 2015/17
Erhebungen und Begriffe
Die Daten zum Thema "Erwerbstätige, Erwerbsquote" stammen aus der Strukturerhebung des Bundesamts für Statistik. Die Strukturerhebung wird seit 2010 jährlich im Rahmen der Volkszählung durchgeführt. Dabei handelt es sich um eine Stichprobenerhebung, d. h. es wird nur ein Teil der ständigen Wohnbevölkerung befragt (Personen, die mindestens 15 Jahre alt sind und in Privathaushalten leben). Anschliessend werden die Ergebnisse auf die gesamte Bevölkerung hochgerechnet. Stichproben sind dadurch mit gewissen Unschärfen behaftet. Wie gross der Unschärfebereich ist, wird durch das Vertrauensintervall angezeigt. Dieses gibt den Bereich an, in dem sich der wahre Wert für die Gesamtbevölkerung mit 95%-iger Wahrscheinlichkeit befindet.
Durch das Zusammenlegen von Stichproben aus mehreren Jahren ("Pooling"), kann der Unschärfebereich verkleinert werden. Zudem ermöglicht das Zusammenlegen von Stichproben, abhängig von der Fragestellung, Auswertungen für kleinere Gruppen oder Regionen (Ebene Gemeinden) zu erstellen. Die Ergebnisse aus den gepoolten Daten der Jahre 2010, 2011 und 2012 resp. 2015, 2016 und 2017 sind als Mittelwert dieser Jahre zu interpretieren.
Die Daten aus den Jahren 1990 und 2000 stammen aus der eidgenössischen Volkszählungen des Bundesamts für Statistik. Um die Ergebnisse aus der Strukturerhebung mit den früheren Volkszählungsdaten vergleichen zu können, wurden die Volkszählungen aus den Jahren 1970-2000 harmonisiert. Definitionen wurden sofern möglich an die heutige Strukturerhebung angeglichen.
Zusätzlich zur Strukturerhebung und der eidgenössichen Volkszählung werden auch Daten aus der Schweizerischen Arbeiterkräfteerhebung SAKE beigezogen. Bei SAKE handelt es sich ebenfalls um eine Stichprobenerhebung des Bundesamts für Statistik. Sie wird seit 1991 durchgeführt und liefert Daten über die Erwerbsstruktur und das Erwerbsverhalten der ständigen Wohnbevölkerung der Schweiz.
Weitere Informationen finden Sie unter Bevölkerung (Erhebungen).
Begriffserklärungen und Definitionen finden Sie im Glossar.
Weitere Informationen
Dienststelle für Statistik Kanton Thurgau
Erwerbstätige, Erwerbsquote: Überblick
Erwerbstätigkeit und Familie
Erwerbstätigkeit rund ums Pensionsalter
Bildungsstand der Bevölkerung
Nachhaltigkeitsindikatoren MoniThur
Erwerbsquote
Anteil Frauen in Kaderpositionen
Bundesamt für Statistik
Erwerbstätige
Teilzeitarbeit