Direkt zum Inhalt springen
  • Drucken
  • Sitemap
  • Schriftgrösse

Erwerbstätigkeit und Familie

Fast jedes zweite Paar wählt das Erwerbsmodell "Frau Teilzeit, Mann Vollzeit"

In der Mehrheit der Thurgauer Paarhaushalte sind heute beide Partner erwerbstätig. 2015/2017 wählten Thurgauerinnen und Thurgauer am häufigsten jenes Erwerbsmodell, bei welchem der Mann eine Vollzeit- und die Frau eine Teilzeitstelle hat (45 % aller Paarhaushalte). Bei knapp einem Viertel der Paare arbeiteten beide Partner Vollzeit. Die "klassische" Rollenverteilung (Mann Vollzeit erwerbstätig, Frau nicht erwerbstätig) wählten 19 % der Paare. Nur gerade bei 4 % der Paaren waren beide Partner teilzeiterwerbstätig.
Diese Erkenntnisse basieren auf der Strukturerhebung des Bundesamtes für Statistik, wobei die Stichproben der befragten Personen über die drei Jahre 2015, 2016 und 2017 zusammengelegt und auf die Bevölkerung des Kantons Thurgau hochgerechnet worden sind. Die Zusammenlegung der Stichproben über mehrere Jahre ermöglicht genauere und vielfältigere Aussagen.

 

Frauen bleiben auch nach der Familiengründung im Berufsleben

Für Frauen lassen sich Familie und Erwerbstätigkeit heute deutlich besser vereinbaren als noch vor einigen Jahrzehnten. Das zeigt sich an der Erwerbsquote: Zwar sind Frauen zwischen 30 und 40 etwas weniger oft erwerbstätig als ältere oder jüngere Thurgauerinnen, der Einbruch der Erwerbsquote in diesem Alter ist aber deutlich geringer als noch in den 1990er-Jahren (siehe Grafik unten). Dieser "Knick" dürfte hauptsächlich familienbedingt sein, denn er tritt in dem Alter auf, in dem Frauen üblicherweise Kinder bekommen (siehe Geburten, Todesfälle). In den letzten fünf Jahren hat sich aber nicht mehr viel verändert.
Anders als bei den Frauen gibt es bei den Männern nach wie vor keinen familienbedingten "Knick" in der Erwerbsquote.
 

 

Paare mit Kindern teilen die Erwerbstätigkeit anders auf als Paare ohne Kinder

Obwohl heute deutlich mehr Frauen nach der Geburt eines Kindes erwerbstätig bleiben, ist die Familiengründung noch immer zentral für die Entscheidung, wie sich ein Paar die Erwerbstätigkeit aufteilt. Bei Paaren ohne Kinder (inkl. Paaren mit bereits erwachsenen Kindern über 25 Jahren) waren 2015/2017 oft beide Partner Vollzeit erwerbstätig (40 % dieser Paare).
Auch in Paarhaushalten mit Kindern unter 15 Jahren sind meistens beide Elternteile erwerbstätig, aber nicht beide Vollzeit. Am häufigsten – nämlich bei einem Drittel dieser Paare – arbeitete die Frau in einem Teilzeitpensum von weniger als 50 Prozent und der Mann Vollzeit.
Mit dem Alter der Kinder nimmt das Arbeitspensum der Frau zu. So wählten 30 % der Paare mit Kindern über 15 Jahren das Modell "Frau Teilzeit erwerbstätig (50–89 %), Mann Vollzeit erwerbstätig". Sind die Kinder unter 7 Jahre alt, wählten lediglich 18 % der Paare dieses Modell. Ebenso steigt mit dem Alter der Kinder der Anteil der Paare, bei denen beide Elternteile Vollzeit erwerbstätig sind.

 

Von den Paaren mit mindestens einem Kind unter 7 Jahren lebten 2015/2017 30 % das "klassische" Erwerbsmodell (Frau nicht erwerbstätig, Mann Vollzeit erwerbstätig). Je älter die Kinder, desto seltener kommt das Modell vor. Bei Paaren mit Kindern über 15 Jahren wählten 17 % dieses Modell. Sind keine Kinder (oder nur "Kinder" über 25 Jahren) im Haushalt, waren es noch 12 % der Paare. Gegenüber 2010/2012 hat das Modell des vollzeiterwerbstätigen Vaters und der nicht-erwerbstätigen Mutter unabhängig vom Alter der Kinder an Bedeutung verloren. Am stärksten war die Abnahme bei den Familien, in denen das jüngste Kind unter 7 Jahre alt ist (siehe Grafik unten).

 

Bei ausländischen Familien arbeitet die Frau seltener Teilzeit als bei Schweizern

Das Modell "Frau Teilzeit, Mann Vollzeit" war 2015/2017 bei Schweizer Paaren mit Kindern unter 15 Jahren deutlich beliebter als bei Paaren mit ausländischer Staatsangehörigkeit (60 % bzw. 43 % dieser Paare). Dafür gab es bei Familien, bei denen mindestens ein Partner eine ausländische Staatsangehörigkeit hat, öfter die "klassische" Rollenverteilung als bei Schweizer Paaren (knapp 30 % vs. 25 %). Gleichzeitig arbeiteten in jenen Paarhaushalten häufiger beide Partner Vollzeit als Paare, bei denen beide Partner Schweizer sind.

 

Auch gut gebildete Frauen arbeiten häufig Teilzeit – und ihr Mann Vollzeit

Wie sich Paare mit Kindern unter 15 Jahren die Erwerbsarbeit aufteilen, hängt stark vom höchsten Bildungsabschluss der Partner ab. Haben beide Elternteile mindestens einen Abschluss auf Sekundarstufe II (Berufslehre oder Mittelschulabschluss), wurde 2015/2017 das Modell "Frau Teilzeit, Mann Vollzeit" am häufigsten gewählt (zwischen 56 und 59 % dieser Paare). Das trifft auch auf Paare zu, bei denen die Frau einen Abschluss auf Tertiärstufe (höhere Berufsbildung oder Hochschul- bzw. Fachhochschulabschluss) hat. Diese Paare entschieden sich am seltensten für die "klassische" Rollenverteilung (20 % dieser Paare).

Bei Elternteilen ohne weiterführende Ausbildung arbeiten vergleichsweise oft beide Vollzeit

Bei Paaren mit Kindern unter 15 Jahren, bei welchen mindestens ein Partner keine nachobligatorische Schul- bzw. Berufsbildung hat, kam das Modell "Frau Teilzeit, Mann Vollzeit" 2015/2017 deutlich seltener vor (33 % bis 49 % der Paare). Haben beide Elternteile lediglich die obligatorische Schule abgeschlossen, wurde am häufigsten entweder die "klassische" Rollenverteilung gewählt (30 %) oder es arbeiteten beide Vollzeit (26 %).
Die "klassische" Rollenverteilung wurde weitaus am häufigsten gewählt, wenn der Mann einen Abschluss auf Sekundarstufe II vorweisen kann, während seine Partnerin lediglich die obligatorische Schule abgeschlossen hat (2015/2017: 39 % dieser Paare).     

 

Daten und weitere Informationen

Daten

Ebene Kanton

Über 3 Jahre zusammengefasste Daten (2010/2012, 2015/2017)
Erwerbsquote der 15- bis 64-jährigen Bevölkerung nach Alter und Geschlecht, 1990, 2000, 2010/12 und 2015/17
Aufteilung der Erwerbstätigkeit in Paarhaushalten (Erwerbsmodelle), 2010/12 und 2015/17
Erwerbsmodelle von Paaren nach Alter des Kindes, 2010/12 und 2015/17
Erwerbsmodelle von Paaren mit Kindern unter 15 Jahren nach Nationalität, 2010/12 und 2015/17
Erwerbsmodelle von Paaren mit Kindern unter 15 Jahren nach höchster abgeschlossener Ausbildung, 2010/12 und 2015/17

Erhebungen und Begriffe

Die Daten zum Thema "Erwerbstätige, Erwerbsquote" stammen aus der Strukturerhebung des Bundesamts für Statistik. Die Strukturerhebung wird seit 2010 jährlich im Rahmen der Volkszählung durchgeführt. Dabei handelt es sich um eine Stichprobenerhebung, d. h. es wird nur ein Teil der ständigen Wohnbevölkerung befragt (Personen, die mindestens 15 Jahre alt sind und in Privathaushalten leben). Anschliessend werden die Ergebnisse auf die gesamte Bevölkerung hochgerechnet. Stichproben sind dadurch mit gewissen Unschärfen behaftet. Wie gross der Unschärfebereich ist, wird durch das Vertrauensintervall angezeigt. Dieses gibt den Bereich an, in dem sich der wahre Wert für die Gesamtbevölkerung mit 95%iger Wahrscheinlichkeit befindet.
Durch das Zusammenlegen von Stichproben aus mehreren Jahren ("Pooling"), kann der Unschärfebereich verkleinert werden. Zudem ermöglicht das Zusammenlegen von Stichproben, abhängig von der Fragestellung, Auswertungen für kleinere Gruppen oder Regionen (Ebene Gemeinden) zu erstellen. Die Ergebnisse aus den gepoolten Daten der Jahre 2010, 2011 und 2012 resp. 2015, 2016 und 2017 sind als Mittelwert dieser Jahre zu interpretieren.

Die Daten aus den Jahren 1990 und 2000 stammen aus der eidgenössischen Volkszählungen des Bundesamts für Statistik. Um die Ergebnisse aus der Strukturerhebung mit den früheren Volkszählungsdaten vergleichen zu können, wurden die Volkszählungen aus den Jahren 1970-2000 harmonisiert. Definitionen wurden sofern möglich an die heutige Strukturerhebung angeglichen.

Weitere Informationen finden Sie unter Bevölkerung (Erhebungen).

Begriffserklärungen und Definitionen finden Sie im Glossar.

Weitere Informationen

Dienststelle für Statistik Kanton Thurgau
Erwerbstätige, Erwerbsquote: Überblick
Erwerbstätigkeit: Teilzeit
Erwerbstätigkeit rund ums Pensionsalter
Bildungsstand der Bevölkerung

Nachhaltigkeitsindikatoren MoniThur
Erwerbsquote
Anteil Frauen in Kaderpositionen

Bundesamt für Statistik
Erwerbstätigkeit und Arbeitszeit
Pendler