Grossratswahlen 2016
SVP und FDP gewinnen deutlich an Parteistärke
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An den Grossratswahlen vom 10. April 2016 haben die Thurgauerinnen und Thurgauer die 130 Mitglieder des Grossen Rates neu gewählt. Als klar stärkste Partei ging mit einer Parteistärke von 32,6 % die SVP daraus hervor. Sie baute ihre Parteistärke um 2,1 Prozentpunkte aus, erreichte aber nicht den Höchstwert von 2008. Ebenfalls deutlich an Parteistärke zugelegt hat die FDP. Mit 15,6 % (+1,4 Prozentpunkte) rangiert sie auf dem zweiten Platz, vor der CVP (13,4 %, -0,8 Prozentpunkte) und der SP (13,1 %, -0,3 Prozentpunkte).
Die BDP verlor deutlich an Parteistärke: von 4,8 % im Jahr 2012 auf 3,1 %. Einbussen mussten auch die glp und die GP hinnehmen. Die EDU konnte ihre Parteistärke halten und die EVP leicht ausbauen.
Sitzgewinne für SVP, FDP und glp
Die SVP holte an den Grossratswahlen 2016 drei zusätzliche Sitze und hält damit 44 der 130 Grossratsmandate (Grafiken 3 und 4). Die FDP gewann zwei zusätzliche Sitze und kommt neu auf 20 Mandate. Ein zusätzlicher Sitz ging an die glp. Sitzverluste hinnehmen mussten die SP und die BDP (je -2) sowie die CVP und die EDU (je -1).
Nur gut jeder Dritte legte seinen Wahlzettel unverändert ein
Die Mehrheit der Wählerinnen und Wähler stellte sich ihren Wahlzettel individuell zusammen. Wie häufig ein vorgedruckter Wahlzettel unverändert eingelegt wird, unterscheidet sich je nach Liste bzw. Partei deutlich. Mit Abstand am häufigsten wurden Wahlzettel der EDU unverändert eingelegt. (Grafik 5)
FDP mit überparteilich attraktiven Listen
Der FDP gelang es besonders gut, Persönlichkeiten auf ihre Listen zu setzen, denen auch Wählerinnen und Wähler anderer Couleur ihre Stimme gaben. Gemessen an der Zahl der Panaschierstimmen, die jeder Kandidierende im Mittel pro 1‘000 parteifremden Wahlzetteln holte, schnitt die FDP in drei Bezirken (Arbon, Frauenfeld und Münchwilen) am besten ab. Die SVP erreichte im Bezirk Weinfelden bezüglich überparteilicher Attraktivität ihrer Kandidierenden den Spitzenplatz, in weiteren drei Bezirken gehörte sie zu den „Top 3“. In den Bezirken Kreuzlingen und Münchwilen punktete die CVP mit einer überparteilich besonders attraktiven Gruppe von Kandidierenden.
Bei der SVP und der EDU flossen am wenigsten Panaschierstimmen ab
Die SVP und die EDU waren die Parteien, die von ihren eigenen Wahlzetteln den geringsten Abfluss von Panaschierstimmen an andere Parteien zu verkraften hatten. Einzige Ausnahme war der Bezirk Frauenfeld, wo die SP bezüglich Panaschierstimmenabfluss das zweitbeste Ergebnis erzielte und die EDU auf Platz 3 verdrängte.
SVP profitierte vom „Panaschierstimmentausch“
Die SVP schnitt im "Panaschierstimmentausch" per saldo am besten ab. Sie erhielt in allen Bezirken überdurchschnittlich viele Panaschierstimmen. Gleichzeitig musste sie nur wenige Panaschierstimmen an andere Parteien abgeben.
Die FDP erhielt zwar ebenfalls in allen Wahlkreisen überdurchschnittlich viele Panaschierstimmen. Von ihren Wahlzetteln flossen jedoch auch überdurchschnittlich viele Panaschierstimmen ab. Das gleiche gilt für die CVP. Einzig im Bezirk Münchwilen gelang es der CVP, sowohl überdurchschnittlich viele Panaschierstimmen von anderen Parteien anzuziehen als auch den Panaschierstimmenabfluss von den eigenen Wahlzetteln moderat zu halten. Ein gute Panaschierbilanz gelang in einigen Bezirken auch der SP.
Panaschierstimmenflüsse zwischen Parteien
Die Wählerschaft der SVP panaschierte insgesamt recht wenig. Wenn panaschiert wurde, dann am ehesten in Richtung FDP und CVP.
Von den Wahlzetteln der FDP flossen Panaschierstimmen oft an die SVP und an die CVP ab, in einzelnen Bezirken auch an die glp und an die BDP.
CVP-Wählerinnen und Wähler setzten besonders häufig Kandidierende der FDP auf ihren Wahlzettel. Panaschiert wurde jedoch je nach Bezirk auch in andere Richtungen.
Die SP-Wählerschaft panaschierte bevorzugt in Richtung GP. Umgekehrt kamen Panaschierstimmen von GP-Wahlzetteln am häufigsten der SP zugute, im Bezirk Kreuzlingen auch der glp.
Die glp musste in den meisten Bezirken verhältnismässig hohe Panaschierstimmenabflüsse verkraften. Davon profitierte ein breites Spektrum von Parteien, meist vor allem die FDP und die GP. Einer Vielzahl von Parteien kamen auch die Panaschierstimmen von EVP- und von BDP-Wahlzetteln zugute. Wenn die EDU-Wählerschaft panaschierte, wanderten diese Stimmen meist zur SVP oder zur EVP.
CVP, FDP und glp stellen die Panaschierkönige
Im Bezirk Arbon war Norbert Senn (CVP) der überparteilich „beliebteste“ Kandidat. Er holte am meisten Panaschierstimmen pro 1‘000 parteifremden Wahlzetteln. Auf den Plätzen zwei und drei folgen Diana Gutjahr (SVP) und Viktor Gschwend (FDP).
Anders Stokholm (FDP) sammelte im Bezirk Frauenfeld am meisten Panaschierstimmen pro 1‘000 parteifremden Wahlzetteln, gefolgt von Carlo Parolari (FDP) und Christa Thorner (SP).
Der Panaschierkönig im Bezirk Kreuzlingen heisst Klemenz Somm (glp). Er holte pro 1‘000 parteifremden Wahlzetteln mehr Panaschierstimmen als die nächstplatzierten Barbara Kern (SP) und Peter Dransfeld (SP).
Im Bezirk Münchwilen schnitt Josef Gemperle (CVP) bezüglich überparteilicher Attraktivität am besten ab, gefolgt von Alex Frei (CVP) und Hansjörg Brunner (FDP).
Max Vögeli (FDP) schwingt im Bezirk Weinfelden obenaus, vor Ueli Fisch (glp) und Andreas Guhl (BDP).
Wahlbeteiligung liess erneut nach
Nur knapp jeder dritte Stimmbürger hat bei den Thurgauer Grossratswahlen 2016 gewählt. Mit 30,4 % lag die Wahlbeteiligung noch einmal leicht tiefer als bei den Wahlen im Jahr 2012.
Publikation, Daten und weitere Informationen
Publikation
Ausführlichere Informationen und Analysen sowie die Grafiken zu den Panaschierstimmenflüssen zwischen den Parteien können der Statistischen Mitteilung Nr. 3/2016
Tabellen
Ebene Kanton und Bezirke
Zeitreihen
Mandatsverteilung nach Parteien, 1950-2016
Verteilung der Grossratsmandate nach Partei Geschlecht, 1972-2016
Parteistärken an Grossratswahlen, 1972-2016
Wahlbeteiligung an Grossratswahlen, 1965-2016
Wahlverhalten (veränderte und unveränderte) Wahlzettel, 2004-2016
Diese Daten stehen auch in maschinenlesbarer Form (Open Government Data) zur Verfügung unter opendata.swiss
Grossratswahlen 2016
Kandidaten und Parteistimmen sowie Sitze nach Listen
Austausch von Panaschierstimmen zwischen den Parteien nach Bezirk
Wahlverhalten veränderte und unveränderte Wahlzettel nach Bezirken und Listen
Grossratswahlen 2016 : Ergebnisse der Kandidierenden
Kandidaten und Panaschierstimmen nach Listen und Kandidierenden
Bezirk Arbon
Bezirk Frauenfeld
Bezirk Kreuzlingen
Bezirk Münchwilen
Bezirk Weinfelden
Kandidierende nach Herkunft der Stimmen von veränderten Wahlzetteln
Kandidierende nach echten Panaschierstimmen
Ebene Gemeinden
Zeitreihe
Wahlbeteiligung an Grossratswahlen nach Bezirken und Gemeinden 2004-2016
Grossratswahlen 2016
Parteistärken nach Bezirken und Gemeinden
Parteistimmen nach Bezirken und Gemeinden
Wahlberechtigte Wahlzettel und Wahlverhalten nach Bezirken und Gemeinden
Diese Daten stehen auch in maschinenlesbarer Form (Open Government Data) zur Verfügung unter opendata.swiss
Kandidaten- und Panaschierstimmen nach Listen und Kandidierenden
Ergebnisse der Grossratswahlen 2012 2008
Thematische Karten
Mit dem Thurgauer Themenatlas werden statistische Daten in Form von Karten visualisiert.
Vordefinierte Karten öffnen:
Zur Analyse, Begriffe
Die Panaschiermatrix "Austausch von Panaschierstimmen zwischen den Parteien" sowie die in der Statistischen Mitteilung präsentierten Analysen der Panaschierdaten der Grossratswahlen 2016 für den Kanton Thurgau stützen sich auf Konzepte des Panaschierexperten Rudolf Burger (Burger, Rudolf, Konzepte zur Analyse der Panaschierstatistik. Eine Studie mit Daten der Nationalratswahlen 1999, Neuchâtel 2001).
Zur korrekten Interpretation der Panaschierstatistik wurden die Rohdaten gemäss dem von Burger vorgeschlagenen Vorgehen bereinigt. Insbesondere wurden "unechte" Panaschierstimmen (d. h. Panaschierstimmen zwischen Listen derselben Partei) eliminiert und Korrekturen durchgeführt, die sich aus der Berücksichtigung des für den Panaschierstimmentausch verfügbaren eigenen oder fremden Listenpotentials sowie aus dem verfügbaren Kandidatenpool ergeben.
Begriffserklärungen und Definitionen finden Sie im Glossar.
Weitere Informationen
Staatskanzlei Kanton Thurgau
Schlussresultate der Grossratswahl vom 10.4.2016
Bundesamt für Statistik
Kantonale Wahlen 10.4.2016