Sozialhilfefälle und Sozialhilfequoten
Erneut beziehen weniger Personen Sozialhilfe
Im Jahr 2023 bezogen im Kanton Thurgau 3‘132 Personen mindestens einmal finanzielle Leistungen von der Sozialhilfe. Diese Personen verteilten sich auf 2'219 Sozialhilfedossiers; ein Sozialhilfedossier umfasste damit im Schnitt 1,41 Personen. Die Zahl der Sozialhilfebezügerinnen und -bezüger nahm 2023 erneut ab (–239 Personen oder –7,1 % gegenüber dem Vorjahr). Das Gleiche gilt für die Zahl der Sozialhilfedossiers (–141 Dossiers oder –6,0 %).
Das Wichtigste in Kürze
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Die Sozialhilfequote ging 2023 im Kanton Thurgau auf 1,1 % zurück. Damit ist die Thurgauer Sozialhilfequote im schweizweiten Vergleich tief.
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In jedem vierten Fall gelang der Ausstieg aus der Sozialhilfe dank einer neuen Arbeitsstelle.
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Kinder und Jugendliche, Einelternfamilien und ausländische Staatsangehörige aus dem nicht-deutschsprachigen Raum haben ein erhöhtes Sozialhilferisiko.
Direkt zu den Kapiteln
- Sozialhilfequoten Kanton Thurgau und Gemeinden
- Ablösung von der Sozialhilfe, Bezugsdauer und Erwerbssituation
- Personengruppen mit erhöhtem Sozialhilferisiko
Kennzahlen Sozialhilfestatistik
Kanton Thurgau, 2021-2023
2021 | 2022 | 2023 | |
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Sozialhilfedossiers | 2'542 | 2'360 | 2'219 |
Unterstützte Personen | 3'650 | 3'371 | 3'132 |
Sozialhilfequote, in % | 1.3 | 1.2 | 1.1 |
Abgeschlossene Fälle | 880 | 860 | 788 |
Quelle: Bundesamt für Statistik, Schweizerische Sozialhilfestatistik
Sozialhilfequote sinkt auf 1,1 %
Die Sozialhilfequote – der Anteil der unterstützten Personen an der Bevölkerung – sank 2023 auf 1,1 % (2022: 1,2 %).
Die Sozialhilfequote nimmt im Thurgau seit 2017 Jahr für Jahr ab. Diese Entwicklung dürfte unter anderem der guten Lage auf dem Arbeitsmarkt zu verdanken sein. So nahm die Arbeitslosenquote in diesem Zeitraum ebenfalls ab (siehe Grafik unten). In den Jahren 2020 und 2021 haben wahrscheinlich die Massnahmen zur Abfederung der wirtschaftlichen Folgen der Pandemie eine starke Beanspruchung der Sozialhilfe verhindert.
zum Nachhaltigkeits-Indikator Sozialhilfequote (MoniThur)
Im schweizweiten Vergleich ist die Sozialhilfequote im Thurgau tief
Im Vergleich zu den anderen Kantonen ist die Sozialhilfequote im Thurgau tief. Lediglich fünf Kantone hatten im Jahr 2022 (aktuellste für alle Kantone verfügbare Daten) eine gleich tiefe oder niedrigere Sozialhilfequote als der Thurgau. Schweizweit lag sie bei 2,9 %.
Grössere Gemeinden sind stärker von Sozialhilfe betroffen
Die Sozialhilfequote ist in grösseren Gemeinden meist höher als in kleineren. In vier der sechs Thurgauer Gemeinden mit mehr als 10'000 Einwohnerinnen und Einwohnern – Frauenfeld, Kreuzlingen, Arbon und Romanshorn – war die Sozialhilfequote 2023 höher als im kantonalen Durchschnitt. Am höchsten war sie – wie schon in den Vorjahren – in Arbon (2,4 %). In Amriswil und Weinfelden lagen die Sozialhilfequoten dagegen unter dem kantonalen Durchschnitt.
In den meisten kleineren Gemeinden ist die Sozialhilfequote niedrig. Aber auch in diesen Gemeinden können überdurchschnittlich hohe Sozialhilfequoten vorkommen.
Zu den Sozialhilfekennzahlen Gemeinden
In jedem vierten Fall gelang der Ausstieg aus der Sozialhilfe dank einer neuen Arbeitsstelle
Im Jahr 2023 wurden im Kanton Thurgau fast ein Viertel aller abgeschlossenen Sozialhilfedossiers dank einer neuen Arbeitsstelle beendet. Wie schon in den beiden Vorjahren ist das der häufigste Grund für eine Ablösung von der Sozialhilfe. Der Arbeitsmarkt erholte sich 2023 weiter. Das machte es für Sozialhilfebezügerinnen und -bezüger wieder einfacher, eine Arbeitsstelle zu finden und so die Sozialhilfe zu verlassen. Insgesamt wurden 30 % der im Jahr 2023 abgeschlossenen Sozialhilfedossiers aufgrund einer verbesserten Erwerbssituation beendet.
In weiteren 34 % der Fälle übernahmen andere Sozialleistungen die Existenzsicherung. Bei 33 % der abgeschlossenen Sozialhilfedossiers war die Zuständigkeit nicht mehr länger gegeben, z. B. aufgrund eines Wohnortswechsels.
Ein Viertel der Sozialhilfedossiers läuft seit mindestens fünf Jahren
Von den insgesamt 1'918 am Ende des Jahres 2023 laufenden Sozialhilfedossiers wurden 32 % seit weniger als einem Jahr von der Sozialhilfe unterstützt.
Weitere 25 % hatten eine Bezugsdauer von 5 Jahren oder mehr. Die Zahl der laufenden Sozialhilfefälle mit einer Bezugsdauer von 5 Jahren oder mehr nahm zwischen 2013 und 2020 laufend zu, seither ging sie jedoch wieder zurück. 2013 hatten sie erst 16 % aller laufenden Dossiers ausgemacht.
Immer weniger Sozialhilfebeziehende sind erwerbslos
Immer weniger Sozialhilfebezügerinnen und -bezüger sind erwerbslos. Im Jahr 2023 machten sie 31 % der unterstützten Personen zwischen 15 und 64 Jahren aus. Ihr Anteil ging seit 2017 laufend zurück; damals hatte er bei 44 % gelegen.
Weitere 44 % der 15- bis 64-jährigen Sozialhilfeempfängerinnen und -empfänger gehörten zu den Nichterwerbspersonen. Das sind Personen, die nicht im Erwerbsleben stehen und auch nicht auf Arbeitssuche sind, z. B. aufgrund von Arbeitsunfähigkeit, familiären Verpflichtungen oder Ausbildung.
Ein Viertel der unterstützten Personen zwischen 15 und 64 Jahren war trotz einer Arbeitsstelle auf Sozialhilfe angewiesen.
Kinder und Jugendliche haben ein erhöhtes Sozialhilferisiko
Kinder und Jugendliche sind von allen Altersklassen am häufigsten auf Sozialhilfe angewiesen. Mehr als jede vierte unterstützte Person im Kanton Thurgau war 2023 unter 18 Jahre alt. Mit einer Sozialhilfequote von 1,6 % tragen sie im Vergleich zur Gesamtbevölkerung das höchste Sozialhilferisiko.
Die Sozialhilfequote ging 2023 bei allen Altersklassen zurück, nur bei den über 65-Jährigen blieb sie unverändert.
Einelternfamilien sind überdurchschnittlich oft auf Sozialhilfe angewiesen
Einelternfamilien (eine erwachsene Person mit Kindern) haben ebenfalls ein erhöhtes Sozialhilferisiko. Im Jahr 2023 bezogen 8 % aller Einelternfamilien-Haushalte mindestens einmal Sozialhilfe. Zum Vergleich: Im Durchschnitt wurden 2023 1,4 % aller Privathaushalte im Thurgau von der Sozialhilfe unterstützt. Auch unverheiratete Erwachsene mit Kindern und alleinstehende Erwachsene sind überdurchschnittlich oft auf Sozialhilfe angewiesen.
Ausländische Bevölkerung mit erhöhtem Sozialhilferisiko
Auch ausländische Staatsangehörige sind überdurchschnittlich oft auf Sozialhilfe angewiesen. 2023 betrug ihre Sozialhilfequote im Kanton Thurgau 1,8 %, jene der Schweizer Staatsangehörigen 0,8 %. Dabei sind vor allem Personen aus dem nicht-deutschsprachigen Raum betroffen. Sie hatten zuletzt eine Sozialhilfequote von 2,5 %. Die Sozialhilfequote der ausländischen Staatsangehörigen aus dem deutschsprachigen Raum (0,7 %) war dagegen vergleichbar mit jener der Schweizerinnen und Schweizer.
Immer mehr Sozialhilfebeziehende haben einen Asylhintergrund
Innerhalb der ausländischen Sozialhilfebeziehenden gibt es je nach Aufenthaltsstatus grosse Unterschiede. Die Zahl der Sozialhilfebeziehenden mit Niederlassungsbewilligung (Aufenthaltsstatus C) und Jahresaufenthalt (B) ging seit 2017 zurück. Demgegenüber nahm die Zahl der unterstützten Personen mit einem Asylhintergrund1 zu. 2023 hatten 11 % aller Sozialhilfebeziehenden im Thurgau einen Asylhintergrund, 2016 erst 4 %.
1 Dazu zählen Flüchtlinge mit Asyl (B), bei denen seit Einreichung des Asylgesuchs mehr als 5 Jahre vergangen sind, vorläufig aufgenommene Flüchtlinge (F) sowie vorläufig aufgenommene Personen (F) mit Aufenthalt von mehr als 7 Jahren.
Publikation
Weitere Resultate zur Struktur der Sozialhilfedossiers im Kanton Thurgau können der Statistischen Mitteilung Nr. 5/2024 entnommen werden.
Daten, Karten und weitere Informationen
Daten
Ebene Kanton
Sozialhilfefälle, Sozialhilfebeziehende und Sozialhilfequote, 2006-2023
Sozialhilfefälle nach Fallstruktur, 2006-2023
Sozialhilfebeziehende nach Altersklassen, 2006-2023
Sozialhilfebeziehende nach Geschlecht, 2006-2023
Sozialhilfebeziehende nach Staatsangehörigkeit, 2006-2023
Sozialhilfebeziehende nach Zivilstand, 2015-2023
Sozialhilfebeziehende nach Erwerbssituation, 2013-2023
Laufende Sozialhilfefälle am Ende des Jahres nach Bezugsdauer, 2013-2023
Abgeschlossene Sozialhilfefälle nach Bezugsdauer, 2013-2023
Abgeschlossene Sozialhilfefälle nach Beendigungsgrund, 2013-2023
Zu den Tabellen Sozialhilfeausgaben
Ebene Gemeinde
Sozialhilfe-Kennzahlen der Thurgauer Gemeinden, 2011-2023
Diese Daten stehen auch in maschinenlesbarer Form (Open Government Data) auf dem Thurgauer OGD-Portal data.tg.ch oder unter opendata.swiss zur Verfügung.
Thematische Karten
Mit dem Thurgauer Themenatlas werden statistische Daten in Form von Karten visualisiert.
Vordefinierte Karten:
Sozialhilfequote der Thurgauer Gemeinden
Erhebungen und Begriffe
Die Ausführungen auf dieser Internetseite basieren auf der Schweizerischen Sozialhilfestatistik. Informationen finden Sie auf der Seite Sozialhilfe (Erhebungen).
Begriffserklärungen und Definitionen finden Sie im Glossar.
Weitere Informationen
Dienststelle für Statistik Kanton Thurgau
Sozialhilfeausgaben
Sozialhilfekennzahlen Gemeinden
Sozialamt des Kantons Thurgau
Sozialhilfe
Bundesamt für Statistik
Sozialhilfe (wirtschaftliche Sozialhilfe)
Sozialhilfe im weiteren Sinn (alle Sozialleistungen, die zur Deckung des Existenzminimums abgegeben werden)