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Bevölkerungsszenarien

Immer mehr ältere Menschen

Für den Kanton Thurgau liegen aktualisierte Bevölkerungsszenarien vor, die kleinräumig verfügbar sind. Dies bedeutet, dass Bevölkerungsprojektionen auch für Teilgebiete des Kantons wie beispielsweise für Bezirke vorliegen. 

Drei Szenarien wurden gerechnet. Sie unterscheiden sich lediglich in den Annahmen zu den Wanderungsbewegungen, weil hier die Unsicherheiten am grössten sind. Das Szenario "Mittlere Zuwanderung" wird als wahrscheinlichstes Szenario eingeschätzt. Es gilt als Hauptszenario und geht von einer durchschnittlichen Zu- und Abwanderung wie in den letzten Jahren aus. Daneben gibt es je ein Szenario mit einer schwächeren und eines mit einer stärkeren Nettozuwanderung (Nettozuwanderung: Zuwanderung minus Abwanderung).

Steigende Einwohnerzahlen in den kommenden Jahrzehnten

Im Szenario "Mittlere Zuwanderung" wächst die Bevölkerung von 282'080 (2020) auf über 335'000 Personen bis ins Jahr 2040. Dies sind 19 % oder rund 53‘000 Einwohnerinnen und Einwohner mehr als heute. Im Szenario "Schwächere Zuwanderung" nimmt die Bevölkerung um 14 % bzw. rund 39‘000 Personen zu. Im Szenario „Höhere Zuwanderung“ beträgt der Zuwachs 22 % bzw. 63'000 Personen.

 
 

-> mehr zum Thema: aktueller Bevölkerungsstand

Deutliche Zunahme älterer Menschen

In allen drei Szenarien findet eine deutliche Verschiebung hin zu einer älteren Gesellschaft statt. Bis zum Jahr 2040 dürfte die Zahl der Rentnerinnen und Rentner um 65 % zunehmen. Dies sind gut 30'000 über 65-Jährige mehr als heute (zum Vergleich: Frauenfeld, die grösste Stadt im Thurgau, zählte Ende 2020 rund 25'800 Einwohnerinnen und Einwohner). Gemäss allen drei Szenarien werden im Jahr 2040 mehr als doppelt so viele über 80-Jährige im Thurgau wohnen wie 2020.

Die Altersstruktur wird sich in allen Bezirken deutlich nach oben verschieben, am ausgeprägtesten in den Bezirken Münchwilen und Weinfelden. 
Die künftigen Zuzüge aus dem In- und Ausland halten die demografische Alterung nicht auf, sie wirken sich lediglich auf das Ausmass des Bevölkerungswachstums aus. Der Anteil der Personen ab 65 Jahren steigt in allen drei Szenarien deutlich. Im Jahr 2040 wird jede oder jeder Vierte im Rentenalter sein. Zum Vergleich: Im Jahr 2020 waren 18 % der Bevölkerung über 65 Jahre, vor zwanzig Jahren 14 %.

Jüngere Arbeitskräfte werden knapper

Der Anteil der Personen im erwerbsfähigen Alter (20- bis 64-Jährige) nimmt in den nächsten zwanzig Jahren ab und zwar im Szenario "Mittlere Zuwanderung" von 62 % (2020) auf 55 % im Jahr 2040. Der Zuwachs beträgt moderate 6 %. Die Gruppe der jüngeren im Erwerbsalter (20- bis 39-Jährige) nimmt dabei nur minim zu. Auf dem Arbeitsmarkt dürfte die nur moderate Zunahme von Personen im erwerbsfähigen Alter deutlich zu spüren sein.

Anteil der Kinder und Jugendlichen bleibt stabil

Durch Geburten und Zuzüge werden im Jahr 2040 auch mehr unter 20-Jährige im Thurgau leben als heute. Im Szenario "Mittlere Zuwanderung" sind dies 9'000 Kinder und Jugendliche mehr (16 %). Ihr Anteil an der Bevölkerung bleibt stabil. Wie heute wird in allen drei Szenarien im Jahr 2040 jede oder jeder Fünfte unter 20 Jahre alt sein.

 
 

-> mehr zum Thema: aktuelle Altersstruktur

Publikation

Weitere Resultate zu den Bevölkerungsszenarien können der Statistischen Mitteilung Nr. 7/2021 entnommen werden.

 

Daten und weitere Informationen

Daten 

Ebene Kanton, Bezirke 
Bevölkerungsentwicklung in den Szenarien, 2015-2040
Bevölkerung nach Alterklassen und Nationalität, 2020 und 2040 
Bilanz nach Szenarien (Geburten, Todesfälle, Zuzüge, Wegzüge), 2020-2040 

Ebene Kanton
 Bevölkerung nach Geschlecht und Fünfjahresaltersklassen, 2020-2040 

Ihr Kontakt für weitere Auswertungen

Ihr direkter Kontakt für weitere Fragen oder Auswertungen (z.B. Kleinräumige Bevölkerungsszenarien nach anderen Teilgebieten des Thurgaus oder anderen Altersklassen):

Nicola Egloff
E-Mail: nicola.egloff@tg.ch
Telefon: 058 345 53 62
(Montag, Dienstag und Donnerstag anwesend)

Über die Szenarien und methodische Erläuterungen

Ein Bevölkerungsszenario ist ein gerechnetes Modell, welches zeigt, wie sich die Einwohnerzahl unter gewissen Annahmen entwickeln wird. Nicht alle Faktoren, welche die tatsächliche Entwicklung beeinflussen, können in einem Modell berücksichtigt werden. Durch die Eingabe von Annahmen zur Geburtenhäufigkeit, Sterblichkeit und den Wanderungsbewegungen wird der Bestand der Bevölkerung am Jahresanfang durch die Addition von Geburten und Zuzügen abzüglich der Sterbefälle und Wegzüge fortgeschrieben. Der Endbestand eines Jahres bildet wiederum den Anfangsbestand des Folgejahres.

Das Bevölkerungswachstum der vergangenen Jahre wurde hauptsächlich durch die Wanderungsbewegungen bestimmt. Für die zukünftige Bevölkerungsentwicklung spielen daher die Annahmen zur Wanderung eine entscheidende Rolle. Die Zu- bzw. Abwanderung ist jedoch sehr volatil. Ihre zukünftige Entwicklung hängt von einer Reihe von Einflussfaktoren ab, die schwer voraussehbar sind.

Drei Szenarien

Drei Szenarien wurden erstellt, die sich nur durch die Annahmen bezüglich der Wanderungsbewegungen unterscheiden. Die übrigen Annahmen sind in den drei Szenarien identisch. Für die Festlegung der Annahmen wurden die Szenarien des Bundesamtes für Statistik herangezogen, die im Jahr 2020 veröffentlicht wurden.

Szenario „Mittlere Zuwanderung" als Hauptszenario

Das Szenario „Mittlere Zuwanderung" geht im Wesentlichen  von einer Zuwanderung aus dem Ausland wie im Schnitt der letzten fünf Jahre aus. Dieses Szenario gilt als Hauptszenario. Das zweite Szenario geht von einer schwächeren Zuwanderung, das dritte von einer höheren Zuwanderung als im Hauptszenario aus. Das Szenario "höhere Zuwanderung" wird als wenig wahrscheinlich eingeschätzt. In diesem Szenario ist vor allem die Zuwanderung aus anderen Kantonen im Vergleich zur beobachteten Entwicklung der letzten Jahre anhaltend überdurschnittlich hoch.

Weitere Annahmen im Überblick

Die Annahmen zur natürlichen Bewegung und den Einbürgerungen sind in den drei Szenarien identisch und entsprechen den Annahmen des mittleren Szenarios des Bundesamtes für Statistik für den Kanton Thurgau aus dem Jahr 2020 (AR-00-2020):

  • Die Geburtenhäufigkeit (Anzahl Kinder je Frau) bleibt in etwa stabil. Das Durchschnittsalter der Mutter bei Geburt des Kindes steigt nur noch minim.
  • Anstieg der Lebenserwartung bis zum Jahr 2040 um rund drei Jahre (Frauen) bzw. vier Jahre (Männer).
  • Einbürgerungen bleiben auf einer eher tiefen Rate stabil.

Die kleinräumigen Bevölkerungsszenarien wurden von der Dienststelle für Statistik des Kantons Thurgau erstellt. Die Festlegung der Annahmen und weiterer Grundsatzentscheide erfolgte in einer Arbeitsgruppe mit Vertreterinnen und Vertretern verschiedener Departemente sowie einer Vertretung der Gemeinden.

Auswirkungen der Coronapandemie

Die Annahmen der BFS-Szenarien wurden vor dem Ausbruch der Coronapandemie getroffen. Als die Annahmen für die Thurgauer kleinräumigen Szenarien Anfang 2021 nochmals überprüft wurden, schätzten das BFS und die meisten Kantone die Auswirklungen der Coronapandemie als von kurzfristiger Natur ein. Im Thurgau kam es 2020 zwar zu vermehrten Todesfällen (was den Geburtenüberschuss dämpfte), die Zuzüge wurden durch die Coronapandemie jedoch nicht abgeschwächt. Der Anstieg der Todesfälle war im Vergleich zur Gesamtschweiz glimpflich.

Weitere Informationen

Methodische Erläuterungen und Modellannahmen

Verhältnis der kleinräumigen Szenarien zu den Szenarien des Bundesamtes für Statistik

Das Bundesamt für Statistik erstellt alle fünf Jahre Szenarien zur Bevölkerungsentwicklung auf gesamtschweizerischer und kantonaler Ebene. Für eine Vielzahl von Planungsaufgaben reichen jedoch Szenarien auf Ebene Gesamtkanton nicht aus. Oft werden kleinräumigere Planungsgrundlagen benötigt.

Da die Annahmen der kleinräumigen Szenarien grösstenteils von den Szenarien des Bundesamtes für Statistik übernommen worden sind, entspricht auf Kantonsebene das Szenario „Mittlere Zuwanderung“ in etwa dem Referenzszenario des BFS aus dem Jahr 2020 (AR-00-2020). 

Vergleicht man die BFS-Szenarien aus dem Jahr 2015 mit den aktuellen aus dem Jahr 2020, so ist der "Entwicklungskorridor" zwischem dem hohen (BR-00-2020) und tiefen (CR-00-2020) Szenario etwas schmaler geworden. Zudem wurde der zeitliche Horizont verlängert. Es kam zu keiner grundlegend neuen (anderen) Ausrichtung für den Thurgau. 

Informationen zu den Szenarien des Bundesamtes für Statistik finden Sie auf den folgenden Seiten: